Impuls Oktober 2021
Mitten auf der Straße geht ein junges Mädchen, vertieft in ihr Handy. Ist ihr überhaupt bewusst, dass sie mitten auf der Straße läuft? Hinter ihr nähert sich ein Auto, die Motorengeräusche nimmt sie jedenfalls nicht wahr. Als das Auto hupt, schreckt sie auf und verlässt rasch die Straße. Wir schütteln den Kopf, wie kann man denn nur so unachtsam sein?
Wer nicht aufpasst oder sich „nebenbei“ um anderes kümmert, lebt manchmal sehr gefährlich. Situationen wie die des jungen Mädchens kennen die meisten von uns. Ist „Achtsamkeit“ eine vergessene Tugend? Achtsamkeit bedeutet, auf sich selbst zu achten, auf seine Stärken und Schwächen, auf das, was man gerade tut – und sich nicht durch Vielerlei ablenken zu lassen. Damit das Leben nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Einst wurde ein Mönch gefragt, warum er trotz seiner vielen Aufgaben immer so konzentriert und gesammelt sein könne: „Wie gestaltest du denn dein Leben, dass du so bist, wie du bist, so gelassen und so in dir ruhend?“ Der Mönch antwortete: „Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich; wenn ich schlafe, dann schlafe ich; wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich schweige, dann schweige ich; wenn ich schaue, dann schaue ich; wenn ich lese, dann lese ich; wenn ich arbeite, dann arbeite ich; wenn ich bete, dann bete ich .. .“ Da fiel ihm der Fragesteller ins Wort: „Das tue ich doch auch. Aber was machst du noch, was ist dein Geheimnis?“
Der Mönch antwortete: „Nein, eben das tust du nicht: Wenn du stehst, dann läufst du schon; wenn du gehst, bist du schon angekommen; wenn du sitzt, dann strebst du schon weiter; wenn du schläfst, dann bist du schon beim Erwachen; wenn du isst, dann bist du schon fertig; wenn du trinkst, dann kostest du nicht genug; wenn du sprichst, dann antwortest du schon auf Einwände; wenn du schweigst, dann bist du nicht gesammelt genug; wenn du schaust, dann vergleichst du alles mit allem; wenn du hörst, überlegst du dir schon wieder Fragen; wenn du liest, willst du mehr wissen; wenn du arbeitest, dann sorgst du dich ängstlich; wenn du betest, dann bist du von Gott weit weg .. .“
Gönnen wir uns doch wieder Ruhe bei den Dingen, die wir machen. Vielleicht lassen wir während der Mahlzeiten den Fernseher mal aus und stellen das WLAN ab. Konzentrieren wir uns auf den Geschmack des Essens, auf den Geruch, auf das Gespräch mit unserem Gegenüber. Seien wir achtsam, vielleicht auch bei anderen Dingen. Leben wir bewusst! Es wird uns sicher schmecken!
Johannes R.